Die menschlichen Sinne

Der Sehsinn

Menschen sehen nur das, was sie erwarten zu sehen.
Menschen sehen nur das, was sie erwarten zu sehen.

Eine Projektion unserer Umgebung trifft auf die Netzhaut, welche die Projektionsfläche für visuelle Reize darstellt. Sie liegt auf der inneren Rückseite des Augapfels und enthält Sinnesrezeptoren. In den Rezeptorzellen wird eine Reaktion ausgelöst und durch Verbindungen mit anderen Zellen beginnt die Bildverarbeitung. Die Projektion wird in eine Vielzahl von Einzelheiten aufgetrennt und gelangt über den Sehnerv ins menschliche Gehirn. Hier werden die Informationen unter dem Einfluss von Gedächtnis und Gefühlen zu einem neuen Bild zusammengesetzt. Erst dieses subjektive Bild wird dann vom Menschen wahrgenommen.

Diese subjektive Wahrnehmung zeigt sich auch in optischen Täuschungen:

Optische Täuschung: Delfine oder Liebespaar (Bildquelle: Stern.de, 2016, urspr.: @LeonVegaSuarez)
Optische Täuschung: Delfine oder Liebespaar (Bildquelle: Stern.de, 2016, urspr.: @LeonVegaSuarez)

Der Schweizer Sandro Del-Prete veröffentlichte ein Bild, das mit Licht und Schatten spielt und somit eine optische Illusion produziert. Der Betrachter sieht dort entweder Delfine oder ein nacktes Liebespaar.

Mit dieser optischen Illusion wird auch die unterschiedliche Wahrnehmung zwischen Kindern und Erwachsenen deutlich; Kinderaugen betrachten hier stets schwimmende Delfine.  


Der Hörsinn

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.
Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

Das Ohr dient der Aufnahme akustischer Signale, wobei hierbei das Außen-, Mittel-und Innenohr unterschieden werden. Das Außenohr verstärkt die ankommenden Schallwellen, die sich im Trommelfell in Form von Vibrationen fortsetzen. Diese werden erst zum Mittelohr und von dort zum Innenohr weitergegeben. Hier sitzt der Hörnerv, der sich mit dem dort sitzenden Gleichgewichtssinn zum achten Hirnnerv verbindet.

Die Signale werden in Nervenimpulse übersetzt und vom Gehirn eingeordnet, interpretiert und bewertet. Je nach Alter und Fähigkeit können Lautstärken zwischen 10 bis 140 Dezibel und 500 bis 5.000 Hertz wahrgenommen werden. 

Mit diesem Video könnt ihr einen tendenziellen Hörtest machen.


Der Geruchssinn

Der Geruchssinn ist ein mächtiger Zauberer, der uns über Tausende von Kilometern und über alle Lebensjahre hinwegzutragen vermag.
Der Geruchssinn ist ein mächtiger Zauberer, der uns über Tausende von Kilometern und über alle Lebensjahre hinwegzutragen vermag.

Mit jedem Einatmen erreichen Informationen das Limbische System. Diese werden von der Riechschleimhaut über Flimmerhärchen, die in gebündelter Form auf etwa 10-25 Riechzellen sitzen, aufgenommen. Die Riechschleimhaut ist die einzige Stelle des Organismus, an der das Zentralnervensystem direkt mit der Außenwelt in Kontakt tritt. Treffen nun Duftmoleküle auf die an den Flimmerhärchen sitzenden Riechrezeptoren, erfolgt eine Kopplung und ein elektrischer Impuls wird an das Gehirn gesendet, wo die Informationen zu einem Geruchsbild verarbeitet werden. Durch eine enge Anbindung an das limbische System, dem Zentrum für Emotionen und Gedächtnis, werden durch die zunächst neutrale Duftinformation Erinnerungen, Assoziationen und Emotionen ausgelöst. Entscheidungsprozesse werden so unbewusst beeinflusst. Beim Menschen sind etwa 350 verschiedene Riechrezeptoren in Benutzung, während es beispielsweise bei Ratten und Mäusen bis zu 1.200 sind. Der Mensch kann zwischen 4000 und 10.000 Gerüche unterscheiden.

Der Geschmackssinn

Liebe geht durch den Magen.
Liebe geht durch den Magen.

Im Gegensatz zum Hören und Riechen ist das Schmecken ein aktiver Prozess. Geschmackswahrnehmungen sind schwer zu quantifizieren und zu vergleichen. Es beginnt bereits bei unserer eigenen Wahrnehmung, die vielmehr ordinal als metrisch skalierbar zu sein scheint. „Wie viel Mal besser schmeckt uns ein aufwendig zubereiteter Seeteufel als eine simple Currywurst? Niemand wird diese Frage beantworten können“ (Hatt, 2011, S. 206). Geschmacksqualitäten können in süß, sauer, salzig und bitter unterteilt werden, wobei neuere Studien diese um fettig und umami ergänzen.

Für das gesamte Sinneserlebnis liefert der eigentliche Geschmackssinn mit der Zunge nur diese Basisdaten: 

Geschmacksqualität

Beispiele

süß

Klassischer Zucker (Glucose, Saccharose), künstliche Süßstoffe und D-Aminosäuren, Traubenzucker, Süßstoff

sauer

Johanisbeeren

salzig

Natrium-, Kalium-, Kalzium-, Magnesiumchlorid, Fisch

bitter

Grapefruit, Rosenkohl, Bier, Kaffee, Artischocken, Radicchio, Magenbitter, Zartbitterschokolade, Nikotin, Chinin

umami

 

Natriumglutamat (salzig und süße Komponente), Brühwürfel, Fleisch, Spargel, Tomaten, Käse, Sojasoße, Seetang, grüner Tee

fettig

Fritiertes, Butter

scharf

Peperoni, Chilli, Cayenne, Knoblauch, Ingwer, Curry

Tabelle: Geschmacksqualitäten

Die unterschiedliche Beurteilung z. B. die positive Bewertung von Süßem oder Abneigung gegen Bitteres, ist genetisch vorbestimmt. Empfindungen ändern sich jedoch auch mit zunehmenden Alter, insbesondere das Bitterempfinden. Schärfe wird über Noci-Sensoren (Schmerzsensoren) wahrgenommen. Der Schärfegrad kann hierbei über eine 10-stufige Gradskala oder in Scovill-Einheiten angegeben werden. Capsaicin schüttet Endorphine im Körper aus, die euphorische Gefühle wecken, reizt aber gleichzeitig den Nervus trigeminus (Schmerznerv).

 

Wie grob die menschliche Zunge gustatorische Reize wahrnimmt, kann man testen, indem man blind verkostet und sich dazu noch die Nase zuhält. Wenn Duftmoleküle die Riechrezeptoren nicht erreichen können, nehmen wir weniger „Geschmack“ wahr. Für genauere Analysen (wie z. B. cremig-sahnig, scharf, prickelnd, weich, bissfest, kalt oder warm) sorgen andere Rezeptoren im Mundraum, indem tausende Moleküle gemeinsam auf die Sensoren des trigeminalen Systems von Mund und Nase wirken. Die Wahrnehmung erfolgt über Aromastoffe, die in natürliche, naturidentische und künstliche Aromastoffe eingeteilt werden. Natürliches Aroma muss in der Natur vorkommen. Natürliches Himbeeraroma wird bespielsweise aus Zedernholz und Apfelaroma aus Schimmelpilzen gewonnen. Das in Deutschland meist eingesetzte natürliche Aroma, ist das der Vanille. Naturidentische Aromen sind chemisch hergestellte Stoffe, die mit der natürlichen Struktur identisch sind. Künstliche Aromen sind stark kontrolliert und finden eher in der Kosmetikproduktion eine Bedeutung. 

Der Tastsinn

Die Haut ist das schwerste und größte sensuale Organ des Menschen. Die Haptik unterteilt sich in die Berührhaptik, die durch das in den Fingerkuppen wahrgenommene Gefühl beim Überstreichen der Oberfläche charakterisiert wird und in die Druckhaptik, welche das Empfinden von Härte bzw. Weichheit eines Materials umfasst. Durch Rezeptoren in der Haut werden Reize aufgenommen. Wärme und Kälterezeptoren ermöglichen hierbei die Temperaturempfindung. Die Informationen werden durch Sinneszellen, die in Oberflächen- und Tiefensensoren gegliedert sind, aufgenommen und durch elektrische Signale in gebündelter Form an das Rückenmark gesendet. Über Nervenbahnen gelangt die Information dann in die verschiedenen Gehirnregionen.

Multisense

Multisensualität setzt sich etymologisch aus den Wortbestandteilen „Multi“ (lat. Vorsilbe für „viel“) und „Sensualität“ (nlat. für „Sinnlichkeit“) zusammen. Reize der Außenwelt werden durch menschliche Sinnesorgane aufgenommen und empfunden (vgl. Steiner, 2011, S. 9). Sensualität wird hierbei definiert als „Empfänglichkeit der Sinnesorgane für Reize aus der Außenwelt, die Empfindungen und Wahrnehmungen hervorbringen“ (Regenbogen, 2005, S. 607). Multisensualität ist als Marken- und Erlebniskommunikation die Ansprache der relevanten Zielgruppen über mehrere Sinne (vgl. Fösken, 2006, S. 72; Springer, 2008, S. 17; Steiner, 2011, S. 9).

Werden hierbei alle Sinne aktiviert und zusätzlich aufeinander abgestimmt, bewirkt dies eine Steigerung der Erlebnisqualität (Weining, 2009; Wiedmann, 2012, S. 336). Die Erlebnisqualität kann hierbei definiert werden als die Bewertung verschiedener für das Erleben relevanter Stimuli (vgl. Grewal et al., 2009; Verhoef et al., 2009; Fließ, 2012; Mink, 2012; Lemke, 2011). Der Begriff Multisensualität wird in der Literatur nur vereinzelt definiert (vgl. Steiner, 2011, S. 9) und dennoch gibt es unterschiedliche Auffassungen über die Anzahl der anzusprechenden Sinne. Einige beschreiben Multisensualität als Ansprache aller Sinneskanäle (vgl. Thiemer, 2004, S. 168), in anderen Beschreibungen werden nur möglichst viele Sinne benannt (vgl.  Wolf, 2005, S. 67).

 

Anwendung für Unternehmen: