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Tschechien - Land der Märchen & Geschichten Teil 2 : Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt

Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt

Die Felsenstadt liegt in der Region Braunau nahe der polnischen Grenze. Hier fand ich auch das wundervolle Hotel Veba - eine 20er Jahre Villa mit knarrenden Holzdielen und schöner Parkanlage. Für ein sehr großes 3 Bettzimmer & Frühstück zahlte ich gerade einmal knapp 35 Euro die Nacht. Zudem gab es einen modernen Wellnessbereich mit Schwimmbecken, Whirlpool & Sauna. Das Hotel kann ich wärmsten empfehlen. 

Leider sollte es am nächsten Tag regnen und so buchte ich einfach noch eine Nacht länger, um die Felsenstadt bei gutem Wetter besichtigen zu können. Am Regentag wanderte ich im Naturreservat Broumovské steny (deutsch Falkengebirge oder Braunauer Wände). Der felsige Bergrücken wird von mehreren Wanderwegen durchzogen. Ich nahm natürlich immer eher den "Abenteuerweg". Zu der Mystik der Gegend passte der Regen ganz gut. In diesem Zauberwald erwartete man regelrecht, dass eine Hexe hinter dem nächsten Felsen hervorspringt. Touristisch war es hier nicht; Den ganzen Tag lang begegnete ich keiner Menschenseele (Memo an mich selbst: In solchen einsamen Wäldern keinen Psychothriller hören!). Es ging über Stock & Stein, bergauf & bergab, immer vorbei an den Sandsteinfelsen. Damit ich mich nicht verlief machte ich von jeder Abbiegung und Kreuzung ein Foto. 

Durchnässt und frierend kam ich in meinem schönen Hotel an und wärmte mich in der finnischen Sauna und bei einer heißen Tasse Schokolade in einen meiner 3 Hotelbetten ;-)  

Am nächsten Tag bei Sonnenschein ging es dann endlich in die Felsenstadt. Zunächst machte ich mir Sorgen, dass ich mich wieder verlaufen könnte (einige kennen mich ja noch von meinem Jakobsweg). Das kann dort aber definitiv nicht passieren. Es führt ein Wanderweg (teilweise mit kleinen Optionen) durch das Areal, den man in wenigen Stunden absolviert haben kann. Ich startete in Adersbach an einem klaren Bergsee. 

Durch das Felsentor trat ich dann ein in eine magische Welt voll von sonderbar geformter Felsen, die durch die eigene Fantasie eine eigene Geschichte bekamen. Am Anfang bekam man eine Karte, in der eine Art Vorschlag für einige von den Felsen gemacht wurde und eine Geschichte dazu erzählt wurde. 

 

Kannst auch du diese Figuren in den Felsen sehen? 

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Etwa auf halber Strecke kann man auch eine kleine Bootsfahrt machen. Leider war ich alleine unter lauter Tschechen - die Erzählungen des Kapitäns schienen sehr lustig zu sein. Diese passten vermutlich zu den kleinen Figuren, die am Ufer des Flusses zu sehen waren. Die restliche Strecke ging es dann auf Leitern oder Wegen vorbei an tiefen Klüften und meterhohen Felstürmen, teilweise auch durch sehr schmale Gänge (der letzte nur 50cm breit! -> blöd, dass ich in Prag so viel von dem Trdelník genascht habe).

Die Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt war für mich ein einziger Abenteuerweg, auf dem die Felsformationen zum Ausdenken fantasievoller Geschichten einluden. Am Abend las ich in meinen tschechischen Märchenbuch meiner lieben Oma, die Felsenlandschaft nun fest in meinen Gedanken eingeschlossen.


SENSPLORATION-Tipps für die Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt:

  • Rübezahl-Geschichten mit in die Felsenstadt nehmen (Hörbuch oder auch für ein Märchenbuch ist Zeit)
  • Die Flussfahrt mit einer deutschen Reisegruppe machen.
  • Einen nicht zu breiten Rucksack mitnehmen (nicht breiter als 50cm)
  • Außerhalb der Hauptsaison fahren (die Felsenstadt ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Tschechen). Durch 3 geführte Touristengruppen war es zunächst sehr voll, es verlief sich aber sehr schnell.
  • Öffentliche Verkehrsmittel sehr gut nutzbar (Haltestelle direkt vor dem Eingang).

Wie Rübezahl zu seinem Namen kam

Eigentlich ist Rübezahl ja im Riesengebirge zuhause, wenn er jedoch Langweile hatte, kam schon des Öfteren in das nicht weit entfernte Naturschutzgebiet von Broumov, in dem die  Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt liegt. Daher sind auch noch einige „Hinterlassenschaften“ vom Bergriesen  hier zu finden (siehe Felsen).

Laut Wikipedia ist die Herkunft des Namens nicht geklärt, ich bin jedoch durch meine alte Kindermärchenkassette ziemlich sicher, dass es sich folgerndermaßen zugetragen hat: 

 

Der berrufene Berggeist Rübezahl, dessen Herrschaft bis zum Mittelpunkt der Erde reicht, verliebte sich in die liebreizende Königstochter, als er diese er diese beim Baden in einem nahegelgenen Wasserfalls beobachtete.

Er entführt sie in sein unterirdisches Reich, wo er sie umwarb du versuchte ihre Liebe zu gewinnen. Jedoch vergebens: Sie war zu Tode betrübt, da sie ihre Gespielinnen von der Oberfläche vermisste. So brachte ihr Rübezahl einen Korb mit Rüben vom Felde darin und einen Stab.

„Meine geliebte Schönheit. Du sollst nicht mehr die einsam Trauernde in meinem Reiche sein. In diesem Korb ist alles was du bedarfst.  

 „Aber es sind ja nichts als Rüben darin! Ihr spielt mir einen bösen Streich“

„So wartet doch ab. Nimm diesen Stab und gib den Rüben die Gestalten, welche du dir wünscht.“

Die Prinzessin tat wie ihr geheißen und tatsächlich: Mit dem Stab gelang es ihr eine treue Gefährtin nach der anderen aus den Rüben zu zaubern.

Doch schon nach einiger Zeit, wurden die Freundinnen schlaffer und lebloser. Es waren nunmal keine menschliche Gestalten, sondern Geister, die aus dem Saft der Rüben zehrten. Leider war Winter und so mussten sie sich gedulden, bis neue Rüben zu ernten waren.

In dieser trübsinnigen Zeit besann sich die Königstochter darauf, dass ihr Herz eigentlich dem Fürsten Ratibor gehörte, dem die Prinzessin schon lange vor der Entführung versprochen war. Und so schmiedete sie einen Plan, der ihr zur Flucht verhelfen sollte. Als ihr Rübezahl im Frühling die ersten kleinen Rüben brachte, zauberte sie sich aus diesen 3 kleine Boten: eine Biene, eine Grille und eine Elster. Die beiden ersten fallen einer Schwalbe und einem Storch zum Opfer, doch die Elster schaffte es und überbrachte Ratibor die Botschaft, dass seine Geliebte gefangen gehalten wurde. So machte sich der Fürst auf ins Riesengebirge.

Die Prinzessin täuschte dem Berggeist ihre Liebe vor und willigte ein ihn zu heiraten. Jedoch bräuchte sie noch einen Beweis seiner Gefälligkeit: „Gehe hin und zähle die Rüben auf deinem Acker. Und verzähle dich nicht um eine. Denn das ist die Probe, woran ich deine Treue prüfen will.“ Der Gnom gehorchte und nach einigen Tagen hatte er alle Rüben gezählt. Um sicher zu sein, zählte er erneut und erhielt eine andere Zahl. So zählte er aufs Neue…immer und immer wieder.

Die Prinzessin aber floh indessen mit ihrem Fürsten und sie lebten glücklich bis an ihr Ende. Der Berggeist jedoch hüpfte immernoch auf seinem Felde umher und zählte seine Rüben. Die Geschichte sproch sich schnell herum im Lande und fortan trug er den Namen Rübezahl.